Familienunternehmen (FU) kommt eine außerordentlich hohe Bedeutung zu. In Österreich stellen–je nach Quelle–rd 80% bis 90% der Betriebe Familienbetriebe dar. 1 Trotz der hohen Relevanz gibt es (noch immer) wenig Beiträge, die die finanzwirtschaftlichen Entscheidungen von kleinen und mittleren FU beleuchten. Für die Wertsteigerung von Unternehmen sind Kapitalstrukturentscheidungen, dh in welchem Ausmaß ein Unternehmen sich über Eigen-oder Fremdkapital finanzieren soll, von hoher Relevanz. Die bedeutenden Theorien und Modelle im Zusammenhang mit der Kapitalstruktur wurden primär anhand von (börsenotierten) Großunternehmen abgeleitet bzw erforscht. Ein verhältnismäßig kleiner Literaturstrang beschäftigt sich explizit mit der Wahl der Finanzierungsstruktur von FU, wobei die Autoren–wenngleich theoretisch sehr unterschiedlich begründet–durchgängig von einer speziellen Kapitalstruktur und damit eigenen Finanzierungslogik bei FU ausgehen. Empirische Evidenz dazu im Mittelstandskontext ist spärlich. Der vorliegende Beitrag versucht, diese Forschungslücke zu schließen, indem die kapitalstrukturrelevanten Spezifika von FU unter Berücksichtigung von Erklärungsansätzen aus den Bereichen Agency-Theorie und Behavioral Economics bzw Behavioral Finance diskutiert werden. Während die nicht finanziellen Aspekte, Ziele und Charakteristika von FU, die in der Familienunternehmensforschung auch im Rahmen des auf die Prospect Theory2 zurückgreifenden Konzepts des Socioemotional Wealth (SEW) 3 beleuchtet werden, mittlerweile verstärkt zur Analyse von Kapitalstrukturentscheidungen dieser Unternehmen herangezogen werden, 4 fehlen darüber hinausgehende verhaltensorientierte Perspektiven in der Literatur weitgehend. Anhand eines Datensatzes oberösterreichischer Unternehmen wird überprüft, ob sich ein „Family-Effekt “bei der Finanzierung dieser KMU zeigt, dh ob FU eine höhere oder geringere Verschuldung als Nichtfamilienunternehmen (NFU) aufweisen.