Zunächst sollte unterschieden werden zwischen Pseudoanorexie („kann nicht “) und tatsächlicher Anorexie („will nicht “)(Abb. 1). Der Begriff Pseudoanorexie bezieht sich auf Patienten, die noch Appetit und Interesse am Futter zeigen, aber nicht oder nicht ausreichend fressen, weil sie das Futter nicht aufnehmen, kauen und/oder abschlucken können. Bei diesen Tieren bestehen meist mechanische Behinderungen und entzündliche oder schmerzhafte Prozesse im Bereich des Kopfes und hier vor allem in der Maulhöhle (Tab. 1), wobei es sich sehr häufig um Zahnprobleme handelt. Sinkt die aufgenommene Futtermenge unter ein bestimmtes Maß, kann der Weitertransport im Magen-Darm-Trakt nicht aufrechterhalten werden und es kommt sekundär zu Hypomotilität und Dysbiose. Aus jeder Pseudoanorexie entwickelt sich somit früher oder später eine Anorexie (10). Der Begriff Anorexie bezieht sich auf Patienten, die keinen Appetit haben und kein Interesse am Futter zeigen. Hier liegen unterschiedliche Mechanismen zugrunde. Appetit wird durch eine komplexe Interaktion von ZNS und Peripherie gesteuert. Eine wesentliche Rolle spielen die Magen-Darm-Füllung, die Anregung von Dehnungs-und Schmerzrezeptoren sowie die Freisetzung von zahlreichen chemischen Mediatoren. Anorexie kann somit auf gastrointestinalen oder extragastrointestinalen Problemen beruhen (Tab. 2).