Der Beitrag widmet sich dem Forschungsstand der empirischen Verfassungsrechtswissenschaft. Er unternimmt eine kritische Bestandsaufnahme in zwei Bereichen, die in der internationalen Diskussion momentan herausragen: Der erste betrifft das „Design “von Verfassungen, der zweite richterliches Entscheidungsverhalten. Es soll dabei jeweils um den Erkenntnisstand, aber auch um Grenzen und Entwicklungsmöglichkeiten gehen. Damit wird gleichzeitig das Potential empirischer Forschung für die deutsche Verfassungsrechtswissenschaft erschlossen. Der Beitrag gliedert sich in vier Teile. Im ersten Teil nehmen wir Begriffsklärungen vor und beschreiben den methodischen Zugang der empirischen Rechtswissenschaft. Dabei zeigen wir schon allgemein die Herausforderungen auf, die uns in der Diskussion einzelner Studien begegnen werden. Im zweiten Teil besprechen wir die empirische Forschung zum „Design “von Verfassungen. Diese untersucht in erster Linie, welche Folgen und Effekte spezifische Ausprägungen von Verfassungsbestimmungen haben, interessiert sich aber auch dafür, warum bestimmte Verfassungsbestimmungen zustande kommen. Im dritten Teil wenden wir uns der Forschung zum (verfassungs-) richterlichen Entscheidungsverhalten zu. Diese beschäftigt sich mit der Frage, welche Faktoren die Entscheidungsbildung von Richtern beeinflussen. Im vierten Teil, unserem Fazit, unternehmen wir eine Gesamtbetrachtung und schließen mit Desiderata an die empirische Verfassungsrechtswissenschaft.
English Abstract: The international discussion on comparative constitutional law has witnessed a proliferation of empirical studies. This article takes stock of this trend. It reviews the recent literature in this field and discusses the potential and the pitfalls of empirical research in constitutional law scholarship. After a general introduction to the methodology of empirical legal research and the related challenges, we focus on two fields of research. Firstly, we describe and evaluate studies dealing with the design of constitutions; secondly, we discuss the literature examining judicial decision-making at apex courts. We come to the conclusion that the research on judicial decision-making is methodologically more mature than the studies on constitutional design. While we identify certain methodological deficits of the latter, we nevertheless think that this literature makes an important contribution to the academic discussion. We conclude with some tentative proposals for improvement.